Das Ravensburger Harmonika-Orchester Bruno Gross e.V. wurde 1933 gegründet und gehört mit seinen rund 150 Mitgliedern zu den traditionsreichsten Akkordeonorchestern in Deutschland.

Bruno Gross, Gründer des Vereins und Herzblutmusiker, schrieb zusammen mit der Musikpädagogin Elfriede Benedix viele Bearbeitungen klassischer Musikstücke für Akkordeon und für diatonische Harmonika.

Von Bach bis Verdi - mit seinen Interpretationen erlangte er internationale Anerkennung in der Akkordeonmusikwelt. Nach dem Tod von Bruno Gross im Jahr 1982 übernahm Dieter Scholz die musikalische Leitung des Orchesters.

Zusammen mit seinem Ensemble spielen sie inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern unternehmen regelmäßig Konzertreisen ins Ausland, wie nach Weißrussland, Kroatien, Polen oder auch Italien.

Das musikalische Programm des RHO beinhaltet sowohl klassische Bearbeitungen und Originalmusik, wie auch Kirchenmusik und gehobene Unterhaltungsmusik für Kur- und Promenadenkonzerte.

Das Orchester nahm schon mehrfach sehr erfolgreich an internationalen Wettbewerben teil. Außerdem pflegt es seine Partnerschaften zu befreundeten Orchestern, Ensembles und Chören europaweit und beteiligt sich voller Engagement an Gemeinschaftskonzerten.

Im April 2013 feierte das Ravensburger Harmonika Orchester Bruno Gross voller Stolz sein 80-jähriges Jubiläum, bei welchem auch die international erfolgreiche Timbre Russian Accordion Group auftrat, welche schon seit vielen Jahren eine tiefe Freundschaft zu uns verbindet.

2023 feiert das Orchester sein 90 jähriges Bestehen. Dies wird mit einer Konzertreise nach Coswig, zahlreichen Konzerten in der Umgebung und mit einem Jubiläumskonzert am 02.03.2024 mit dem Orchester Hohnerklang aus Trossingen gefeiert.


1951 - Unsere erste Auslandsreise

 

Ziel war Feldkirch zum internationalen Wettbewerb. Damals “nur” 2 Stunden von daheim entfernt, aber immerhin Ausland. Wer dabei war, wird diesen ersten großen Erfolg nie vergessen, aber auch nicht unser Erlebnis im ehemaligen Jesuitenseminar, wo alle Orchester des Feldkircher internationalen Wettbewerbs untergebracht waren. Unsere Schlafsäle, genau getrennt nach “ Männlein” und “Weiblein”, selbst  Ehepaare hatten keine Chance – denn wer hatte schon den Trauschein dabei. Ja so streng waren damals noch die Sitten. Doch dem Hausmeister, dem Hüter der Moral wurde natürlich ein Schnippchen geschlagen und die Feldkircher Geisternacht ging in die Analen des Orchesters ein.

 

Bruno Gross mußte nach dem Wertungsspiel zurück nach Ravensburg, um dort mit 200 Musikschülern am Rutenfestumzug teilzunehmen. Zur Preisverteilung wollte er wieder in Feldkirch sein. Doch die Panne blieb nicht aus. Während wir schon von unserem ersten Preis erfuhren und daß wir zum großen Galakonzert noch einmal spielen sollten, saß unser Bruno Gross an einem Straßenrand bei Bregenz und wechselte an seinem D. K. W einen Autoreifen aus. Wir saßen schon auf der Bühne und noch kein Dirigent in Sicht. Ein Glück, daß es Festredner gibt, die das Blaue vom Himmel herunter schwatzen, und damit die Zeit vergehen lassen können. Plötzlich ging die Tür auf, mit ölverschmierten Händen und schwitzend stand Bruno Gross vor dem Orchester auf der Bühne. In diesem Moment war es auch ihm klar, daß wir den ersten Preis gewonnen hatten.

 


Marktplatz oder Parkplatz?

 

 

Pavia war  fast unser zweites Zuhause  -  mehrmals spielten wir im Teatro, einer Nachbildung der Mailänder  Scala. Hier holten wir  auf Wettbewerben einige 1. Preise, auch  den  Akkordeon – Oskar. Hier spielten wir als erstes Akkordeonorchester in Italien überhaupt in einer Kirche, dem Dom zu Pavia, wo der Bischof selbst  die Messe  zelebrierte, hier bekamen wir die Einladung und Zusage in Rom im Vatikan zu spielen.

 

 

Aber  Pavia brachte auch “Pannen”. Wie immer, wenn man schon spät in einer Stadt ankommt gibt es Probleme mit dem Parkplatz. Doch Helmut Hagmann, unser damaliger ständiger  Italien – Chauffeur  fand einen wunderbaren  freien Platz, ganz in der Nähe des Hotels. “Glück muß man haben.  Nach dem Abendessen, einem erfolgreichen Konzert, anschließender Feier mit den dortigen  Studenten gingen wir  todmüde zu Bett. In aller Herrgottsfrühe wurden wir jedoch aus dem Schlaf getrommelt. “Signore Autodista – avanti – presto -  aufstehen!” Was war  geschehen?  Wir trauten unseren  Augen nicht, als wir noch verschlafen an “unserem” Parkplatz ankamen. Um unseren Bus herum unzählige Marktstände, prall angefüllt  mit den Früchten des Landes. Es war wohl gut, daß  wir die italienische Sprache nicht so gut verstanden. Eine “grande  Catastrofa”,  und man gab uns zu verstehen, daß wir nun  wohl oder übel hier bis Mittag eingekeilt bleiben mußten. Doch Bruno Groß  war anderer Meinung, denn um 9 Uhr mußten  wir in Stradella  auf der Bühne  sitzen und uns dem internationalen Wertungsgericht stellen. Mit  Hilfe der Polizei und einem einzigartigen Palaver mußte der halbe Marktplatz mit all den Kartoffeln, Melonen, Apfelsinen, Salatköpfen und vieles mehr abgeräumt werden.

 


Pleiten, Pech und Pannen

 

gab es immer wieder. Eine Spielerin ließ ihre Morino auf dem Bahnsteig in Milano stehen, im guten Glauben, ein anderer hätte sie mit in den Zug genommen. Und damals – es gab noch solche Wunder – bekam sie nach Monaten ihr Instrument über viele Umwege wieder zurück.

 

 

Ebenfalls auf einer anderen Bahnreise eine Panne: In Zürich fanden wir unseren vorbestellten Waggon nicht. Wohin mit den 30 Akkordeons, Privatkoffern, Pauken usw.? Doch nach unserer Reklamation schüttelte der Schweizer Beamte nur seelenruhig den Kopf und meinte: “Da lugets nur,  Sie stehn ja davor, sell isch ihr Wagge, Wagge No. acht”. Ein großes Schild zeigte uns klar und deutlich wo wir hingehörten: “HEILSARMEE  - RAVENSBURG” stand dick und fett drauf.

 

 

Auch in Ungarn am Plattensee hatte die Organisationsleitung des Kurortes unseren Auftritt verschlafen. Ein zugewiesener Platz, doch keine Sitzplätze für die Spieler. Aber selbst ist der Mann so trugen wir alle Parkbänke zusammen – nicht gerade bequem, und für die unzähligen Zuhörer bestimmt ein eigenartiger Anblick, was unseren Erfolg jedoch nicht beeinträchtigte.

 

 

Unter anderem stand in Berlin ein Konzert im Altersheim auf dem Plan. “Roter, großer Backsteinbau, Grünanlage davor, ganz leicht zu finden in Straße Numero Soundso” meinten unsere Berliner Freunde. So fuhren wir los. Provinzler in einer Großstadt. Wir fragten uns durch, doch keiner wußte Bescheid. Dann endlich: Backsteinbau, Grünanlage – das müßte es sein. Zwei Männer traten aus dem Toreingang, gestikulierten und winkten. Na endlich, es war wieder mal Millimeterarbeit bis wir mit unserem Riesenbus durch das Tor durch waren. In einem hell erleuchteten Innenhof stand eine todernste, aufgeregte  Ärzte- und Schwesternschar. Tragbahren bereit haltend, so sprangen sie auf den Bus zu, traten jedoch gleich wieder zurück als sie sich einem quicklebendigen Musikantenvölkchen gegenübersahen. Statt im Altersheim waren wir in einem Krankenhaus gelandet, die zur Stunde einen Bus Verletzter von einem Verkehrsunfall erwarteten.